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Steine handgemacht

Fassaden aus Klinker stehen in der allgemeinen Wahrnehmung vor allem für unaufgeregte Normalität. Dabei ist Klinker, wenn man sich einmal
mit ihm beschäftigt, ein wirklich faszinierendes Material – auch für den Garten.

Mit Klinkern ist es ein wenig wie mit Bier: Es braucht nur ganz wenige und immer gleiche Zutaten, aus denen dann kundige Menschen ein jeweils einzigartiges Produkt entstehen lassen. Dabei spielt Regionalität immer eine große Rolle: Beim Bier ist es das Brauwasser, beim Klinker der verwendete Ton, die meist aus der Region kommen und dafür sorgen, dass genau diese Sorte nur genau hier hergestellt werden kann.

Und die Liste der Parallelen ließe sich noch weiter fortsetzen: von der jahrtausendealten Tradition über die Natürlichkeit bis hin zum Einfluss auf die regionale Kultur. Und doch gibt es auch einen wesentlichen Unterschied: Bier ist – auch dank teurer Marketingumtriebe – ein extrem emotionales Produkt.

Auch als Rückwand für ein Wasserbecken
können Klinker zum Einsatz kommen.

 

 Jonni Borgmann

„Klinker ist unglaublich vielfältig und damit auch breit einsetzbar.“

Hinschauen lohnt sich

Und Klinker? Scheint erst einmal nach purer Funktionalität zu klingen! Es sei denn, man unterhält sich mit Menschen, die regelmäßig mit diesem Material arbeiten, wie zum Beispiel Jonni Borgmann, Gartengestalter und Gärtner von Eden aus Rellingen bei Hamburg. Ihn fasziniert das Material: „Klinker ist unglaublich vielfältig und damit auch breit einsetzbar“, schwärmt Borgmann. Dabei muss er sich oft zurückhalten, denn in und um Hamburg ist Klinker der Baustoff schlechthin und damit stadtbildprägend. Und da genau liegt die Krux. Wenn schon die Häuser aus Klinker sind, vertragen die dazugehörigen
Gärten dieses Material oft nur noch in kleinen Dosen. Dabei bringt Klinker lauter gute Eigenschaften mit, die auch Fredy Gastager sehr schätzt. Sein Gärtner-von-Eden-Betrieb hat seinen Sitz in Sprockhövel im südlichen Ruhrgebiet und damit nicht eben in einer klassischen Klinkerregion. Dennoch verwendet er das Material gern, unter anderem wegen seiner Beständigkeit. So gibt es in Jonni Borgmanns norddeutscher Heimat, aber etwa auch in den Niederlanden oder in Dänemark Straßen und Wege, die vor Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten mit Klinkern gepflastert wurden und die bis heute vollkommen intakt sind.

Unzählige Sorten

An ihnen lässt sich dann auch gleich eine weitere Eigenschaft des Klinkers ablesen, die Borgmann sehr schätzt: Klinker altern schön, entwickeln über die Jahre und Jahrzehnte Charakter und Patina. Allerdings ist das nicht bei allen Klinkern gleichermaßen der Fall, und deshalb ist es an dieser Stelle Zeit für ein bisschen Materialkunde: Klinker ist eine spezielle Form des Ziegelsteins, seine Grundzutaten sind Tonerde und Wasser, die vermischt, getrocknet und dann bei 1.100 bis 1.300 Grad Celsius gebrannt werden. Durch die hohen Temperaturen versintern einige der im Ton enthaltenen Mineralien, das heißt, sie verbinden und verfestigen sich, ohne zu schmelzen. Dabei reduziert sich der Porenanteil, sodass ein extrem dichtes und haltbares Material entsteht.

Den meisten Menschen dürfte es bei dem Gedanken an Klinker wie Fredy Gastager gehen, der zunächst einmal an Steine in Rottönen denkt, sich selbst aber auch gleich korrigiert. „Es wäre schade, das Material auf dieses Farbspektrum zu reduzieren. Es gibt noch so viel mehr Farben, aber auch bei den Rottönen unendlich viele Nuancen.“ Derzeit sind nach seiner Erfahrung vor allem Klinker in Anthrazit und Dunkelbraun gefragt: „Man sieht das bei Fassaden, aber auch in den Gärten. Diese anthrazitfarbenen Klinker können sehr modern und architektonisch wirken. Da zeigt sich, wie vielfältig und wandlungsfähig dieses Material ist.“ Die unterschiedlichen Farbigkeiten hängen mit von der mineralischen Zusammensetzung des verwendeten Tons ab, können aber auch über sogenannte Zuschläge, also Beimischungen in der Ziegelmasse, und die Art des Brandes beeinflusst werden.

Unikate und Massenware

Zur Klinker-Materialkunde gehört auch, sich die Fertigung der Steine einmal näher anzuschauen. Die Favoriten von Fredy Gastager und Jonni Borgmann sind eindeutig die nicht industriell gefertigten Exemplare: „Da ist jeder ein Unikat mit kleinen Einschlüssen, Ausblühungen oder winzigen Rillen auf der Oberfläche“, erklärt Jonni Borgmann. „Diese Steine sind nicht perfekt, und genau das ist es, was sie so gut aussehen lässt.“ Im Gegensatz dazu sehen industriell gefertigte Steine einer wie der andere aus. Auch das kann seinen Reiz haben, gerade wenn man Wert auf klare Strukturen und ein Erscheinungsbild legt, das sich auch nach Jahren nicht großartig verändert. Dank industrieller Fertigung haben sich Klinker auch längst vom regionalen zum überall im Land gleichermaßen verfügbaren Baustoff entwickelt. Kamen Klinker traditionell vor allem dort zum Einsatz, wo es keine regionalen Natursteinvorkommen gibt, findet man sie heute längst in jedem Baustoffhandel.

Zum lebendigen Erscheinungsbild der handgefertigten Klinker trägt auch bei, dass ihre Kanten meist nicht abgeflacht – also nicht gefast, wie das im Fachjargon heißt – sind. Nachteil: Diese Kanten sind recht empfindlich, hier können sich schon einmal kleinere Absplitterungen ergeben. Doch genau das schätzt Jonni Borgmann: „Für mich bekommt ein Klinker dadurch noch mehr Charakter.“ Und der Lebensdauer tut dies keinen Abbruch.

Langlebig und zeitlos

Fredy Gastager hält außerdem ihre Zeitlosigkeit für eine besonders positive Eigenschaft von Klinkern. „Das ist ein Baumaterial, das schon in der Antike eingesetzt wurde. Das ist, wenn man es stilsicher verwendet, auch heute absolut zeitgemäß.“ Grundsätzlich eignen sich Klinker für alle Verwendungszwecke, für die man auch Natur- oder Betonstein einsetzen würde. Klinker unterscheiden sich aber in einem wesentlichen Punkt von anderen Steinen für den Garten: im Format. Natur- oder auch Betonsteinplatten sind in ihrer Größe nahezu unbegrenzt variierbar. Klinker dagegen ist immer eher kleinteilig. Zwar schwanken die Formate je nach Hersteller und Herkunft, sie bleiben aber immer im Bereich des klassischen Ziegelsteins: um die zehn Zentimeter hoch, zwischen 20 und 25 Zentimeter lang, Sonderanfertigungen kommen schon einmal auf bis zu 60 Zentimeter Länge, ohne aber höher zu werden. Diese relative Beschränkung bei den Formaten führt dazu, dass das Fugenbild bei der Arbeit mit Klinker eine wichtige Rolle spielt: Es prägt das Erscheinungsbild der geklinkerten Fläche ähnlich wie der Stein selbst.

Fredy Gastager

„Das ist ein
Baumaterial, das schon in der Antike eingesetzt wurde.“

Vielfältig einsetzbar

Klinker machen sich hervorragend als Wegebelag – gerade in eher naturnahen Gärten wirkt die Kleinteiligkeit attraktiv, und eine gewisse Unebenheit kann hier Teil des ästhetischen Prinzips werden. Wachsen dann noch ein paar vorwitzige Bodendecker in den Weg hinein, ist die Landidylle perfekt. Doch Klinker muss nicht als Solist eingesetzt werden.

 

Fredy Gastager schätzt ihn vor allem, weil er sich wunderbar kombinieren lässt – als Einfassung für Natursteinpflaster, beim Sichtschutz mit Holzelementen oder auch beim Bau einer Stützmauer mit einer Bekrönung aus Naturstein. Und auch hier bietet sich wieder der Vergleich mit dem Bier an: Es kann pur ein Genuss sein, macht sich aber auch hervorragend in den unterschiedlichsten Kombinationen.

 

 

Die Klinkermauer passt perfekt zum Cottagecharme des Glashauses.

Palmen im Blumenbeet

In der Küche lohnt es sich also, jede Spielart des Gemüsekohls zu servieren. Wer ihn selbst im Garten pflanzen möchte, sollte zu den vergleichsweise pflegeleichten und zugleich hübschen Sorten greifen. Während der Weißkohl im Erwerbsgartenbau am häufigsten angebaut wird, empfehlen sich für Privatgärten andere Sorten – vor allem der eingangs erwähnte Grünkohl: Er gilt als robust und hat zudem den Vorteil, dass er ab dem Spätherbst Blatt für Blatt bis zum Frühling gepflückt werden kann. Geerntet wird nach Bedarf, der Rest der Pflanze bleibt stehen und wächst bei milden Temperaturen weiter. Da die Blätter von unten nach oben gepflückt werden, erinnern die übrig gebliebenen Pflanzen mit der Zeit an kleine Palmen. Einige Sorten wie die ‘Ostfriesische Palme’ weisen schon in ihrem Namen darauf hin. Aber auch die bekannte Sorte ‘Lerchenzungen’ nähert sich mit jeder Ernte optisch einer Palme. In einem vollsonnigen, nährstoffreichen und nicht zu dicht bepflanzten Beet macht sich der Grünkohl gut als strukturgebende

 

Ergänzung zwischen Blütenpflanzen. Auf Gartenschauen wurde er zum Erstaunen der Besucher auch schon hin und wieder zwischen Dahlien gesetzt. Meist kommt dort Palmkohl wie der ‘Cavolo Nero’ zum Einsatz oder auch die besonders auffällige Sorte ‘Redbor’. Letzterer hat derart hübsche, purpurfarben gekräuselte Blätter, dass er von vielen Menschen als reine Zierpflanze eingesetzt wird. Dabei lassen sich auch seine Blätter wie „gewöhnlicher“ Grünkohl zubereiten.

Wer es noch ungewöhnlicher mag, kann zur Sorte ‘Flower Sprouts’, einer Kreuzung aus Grün- und Rosenkohl greifen. Die purpur und grün gefärbten Röschen sind ein Hingucker auf jedem Teller und bis jetzt noch selten im Handel zu bekommen. Wie der Grünkohl ist auch diese Gemüse-Neuheit absolut frosthart, schmückt die Beete bis zum Frühling und beweist, dass es manchmal Unsinn ist, zwischen Zier- und Nutzpflanzen zu unterscheiden.