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Feuer und Flamme

Wie der Herbst ohne Ahorn aussehen würde? Das möchte man sich gar nicht vorstellen. Viele Arten und Sorten gedeihen hierzulande, einige auch auf kleiner Fläche. Dabei leuchtet sein Laub nicht nur zum Saisonfinale golden bis rot, sondern er bereichert den Garten das ganze Jahr.

Ahorn wächst in einer Bonsai-Schale als faszinierende Miniatur, im Beet entfaltet er zuweilen die Eleganz einer filigranen Skulptur und auch als veritabler Hausbaum und Schattenspender ist er begehrt. Die Gattung ist mit unterschiedlichen Größen, Blattfarben und -formen so vielseitig, dass sich für nahezu jeden Garten ein passender Ahorn finden lässt. Rund 150 verschiedene Arten sollen es weltweit sein. Hierzulande kennt jedes Kind seine Früchte, die wie Propeller durch die Luft fliegen, und seine unscheinbaren Blüten ziehen Bienen und andere Insekten an. Alles andere als unscheinbar präsentiert sich die Herbstfärbung des Laubs, die je nach Art unterschiedlich ausfällt, aber immer ein Hingucker ist.

In Mitteleuropa wird das späte Spektakel oft von Spitz-Ahorn (Acer platanoides) und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) inszeniert. Mit Wuchshöhen von bis zu 30 Metern sind beide klassische Forst- oder Parkbäume. Für den Garten ist der schnittverträgliche und kompakte Feld-Ahorn (Acer campestre) besser geeignet. Der lässt sich auch als Hecke pflanzen und hat sich als widerstandsfähig gegen Hitze und Trockenheit erwiesen. Außer diesen heimischen Vertretern bietet die Gattung Ahorn noch so viele weitere Arten und Sorten, dass es Freude macht, im Sortiment zu stöbern.

Cathrin Petrik

„Allein die verschiedenen Fächer-Ahorne faszinieren mich.“


Vielseitig in Form und Farbe

Die fabelhafte Laubfärbung im Herbst ist immer ein guter Grund, Ahorn zu pflanzen. Doch Profis wie Cathrin Petrik, Inhaberin von „Team Petrik Gärtner von Eden“ aus Oberwiera bei Zwickau, kennen auch die anderen Qualitäten der Gattung. Wenn das letzte Blatt auf den Boden gesegelt ist, überzeugt er immer noch: „Seine Rinde und die eleganten Wuchsformen bereichern den Garten und sie sind so vielfältig. Allein die verschiedenen FächerAhorne faszinieren mich. Mal wachsen sie aufrecht, mal hängend und die Blätter können je nach Sorte ganz tief geschlitzt sein.“ Auch Arthur Ferber, Geschäftsführer von „Ferber Gärtner von Eden“ in Dinkelscherben bei Augsburg sieht es als schöne Aufgabe an, aus der Vielfalt der Ahorne zu schöpfen: „Je nachdem, welche Art oder Sorte ich wähle, kann ich ihn als Solitär oder Hecke pflanzen und die kleinen Sorten sogar in Gefäßen.“

 

Eleganz aus Fernost

Wegen seiner eleganten Wuchsform ist der aus Japan stammende Fächer-Ahorn (Acer palmatum) ideal für Hausgärten. Gut sortierte Baumschulen bieten 50 Sorten und mehr an. Welchen Cathrin Petrik zuletzt ausgesucht hat? Sie überlegt nicht lange: „Das war ‘Osakazuki’ – einer meiner Favoriten, weil er für mich der schönste rot färbende Ahorn ist, den es gibt.“ Den Sommer über trägt die Sorte frischgrüne Blätter, und mit einer Höhe von vier bis fünf Metern ist sie ein guter Kandidat für Hausgärten. Noch kompakter, rund zwei Meter, bleibt der Schlitz-Ahorn (Acer palmatum ‘Dissectum’). Seine filigranen Blätter erinnern in ihrer Form an Farnwedel und leuchten im Herbst orangerot. Er gehört zu den langsam wachsenden Arten und entwickelt einen überhängenden, kuppelförmigen Wuchs. Arthur Ferber hat ihn im eigenen Garten gepflanzt: „Er wächst am Rand des Schwimmteichs. Wenn das Wasser ruhig da liegt, spiegelt er sich und ich sehe im Teich einen zweiten Ahorn. Seine Äste kürze ich nur ab und zu, damit sie nicht ins Wasser hineinhängen.“ Ansonsten braucht man die Schere bei Fächer-Ahornen kaum: Sie wachsen von Natur aus attraktiv und sollten gar nicht gestutzt werden.

Arthur Ferber

„Gerade wenn es ein
asiatisch inspirierter Garten ist,
kann ein sorgfältig gesetzter Findling
den Ahorn gut ergänzen.“


Farbe aus Übersee

Dass der Indian Summer so bunt leuchtet, ist unter anderem dem Zucker-Ahorn (Acer saccharum) zu verdanken, der für Hausgärten zu stattlich ist. Doch Nordamerika hat diverse weitere Arten zu bieten: Vom in Kanada verbreiteten Rot-Ahorn (Acer rubrum) gibt es Sorten, die sich mit Höhen von rund zehn Metern auch für etwas größere Privatgärten eignen. Cathrin Petrik empfiehlt ‘October Glory’ und ‘Red Sunset’, die im Herbst orangefarbenes bis scharlachrotes Laub tragen. Goldgelb leuchtet der ähnlich große Eschen-Ahorn (Acer negundo), den Arthur Ferber gerne pflanzt. Die gefiederte Blattform ist für einen Ahorn ungewöhnlich. Wählt man Züchtungen mit gemusterten Blättern wie die rund sieben Meter hoch wachsende Sorte ‘Variegatum’, ist das ungewöhnlich weiß gerandete Laub schon im Sommer ein Hingucker.

 

Mehr Leuchtkraft

Halbschatten ist als Standort für die meisten Ahorn-Arten zwar möglich, allerdings fällt die Herbstfärbung dort schwächer aus und sie kommt auch nicht so gut zur Geltung. Cathrin Petrik empfiehlt möglichst viel Licht und einen Platz, der sich sehen lassen kann: „In der Sonne leuchtet das Herbstlaub viel intensiver. Außerdem verdienen malerische Gehölze wie der Ahorn einen Ort im Garten, an dem sie den Blick auf sich lenken.“ Auch die kleineren Sorten brauchen deshalb ein wenig Platz und Freiraum, um zu wirken. Arthur Ferber sieht Ahorn ebenfalls als Schmuckstück, das nicht mit anderen auffälligen Gehölzen kombiniert werden sollte. Ausgewählte Natursteine sind da manchmal die besseren Partner: „Gerade wenn es ein asiatisch inspirierter Garten ist, kann ein sorgfältig gesetzter Findling den Ahorn gut ergänzen.“

 

Raffinierte Rinden

Ahorn als Hauptrolle zu besetzen, wird auch im Winter belohnt, wenn die Rinde im Blickpunkt steht. Einige Arten bieten dann überraschende Effekte. Die Rinde des Zimt-Ahorns (Acer griseum) rollt sich so vom Stamm ab, dass sie an Zimtstangen erinnert und im schrägen Licht der Wintersonne mahagonifarben leuchtet. Typisch für Schlangenhaut-Ahorne wie den Rostbart-Ahorn (Acer rufinerve) sind längs gestreifte Rinden, die bei der Hybrid-Sorte ‘Phoenix’ sogar rot gefärbt sind. Diese Schätze sind keine Massenware, aber für Profis ist es kein Problem, solche Raritäten zu bekommen. Sie beziehen Gehölze in Qualitätsbaumschulen, die noch andere Extrawünsche erfüllen und zum Beispiel größeren Ahorn statt Jungpflanzen anbieten. Cathrin Petrik greift oft darauf zurück: „Die schöne Wuchsform entfaltet sich erst im Alter. Deshalb sind solche Bäume bei mir sehr gefragt. Auch die malerische Struktur von Stamm und Rinde ist dann gut erkennbar.“ Ahorn zahlt die Investition in seiner ganz eigenen Währung zurück: Schönheit an 365 Tagen im Jahr.